DER VOGEL ZWEIFELT NICHT AM ORT, ZU DEM ER FLIEGT
Ein Theaterstück für das Ensemble des MAXIM Theater in Zürich von Usama Al Shahmani und Ivna Žic nach dem Roman von Usama Al Shahmani
Gegenwärtig befinden wir uns nach einer intensiven Recherchephase mitten in den Proben zum Stück «Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt».
Dafer, Hauptfigur unseres Stückes, lebt als Iraker in der Schweiz. Das Exil erlebt er als Zwischenzustand und als politische Realität. Dafer lernt Deutsch nicht nur aus Notwendigkeit, sondern, um neue Zugänge zur Gesellschaft, zur Erinnerung und zur eigenen Geschichte zu finden. Das Stück zeigt: Sprache ist mehr als ein Kommunikationswerkzeug. Sie eröffnet politische Räume und sichert das Überleben. Dafers Geschichte ist eine Geschichte von Abschieden, Neuanfängen, Umbrüchen, Transformation.
Das Verschwinden eines vertrauten Tisches steht sinnbildlich für den Wandel – nicht nur im Aussen, sondern auch im Inneren der Figur. Die Stückentwicklung erkundet diese Fragen mit den Mitteln des Theaters: durch Zeitsprünge und Raum, durch Dialoge, über Erinnerung und Gegenwart, durch offene Erzählstrukturen, die verschiedene Perspektiven und Emotionen zulassen.
Die Rollen und Figuren im Stück sind in ständiger Transformation: Sie wechseln Identitäten und Geschlecht, erscheinen als Erinnerungen oder lösen sich auf. Im Zentrum steht daher nicht eine einzelne Figur, sondern die übergeordneten Themen.
Mit diesem Vorhaben stellen wir uns auch der Frage: Wessen Erinnerung zählt? Das MAXIM Theater ist ein Ort vielstimmiger Perspektiven – diesen Stimmen wollen wir Gehör, Raum und eine Bühne geben.
Dafers Geschichte ist die eines Neuanfangs: Er hat in der Schweiz Fuss gefasst, Deutsch gelernt und eine Arbeit gefunden. Doch als sein Betrieb ihn in den Urlaub schickt, wird er von seinen Erinnerungen eingeholt. In einer Schachpartie mit sich selbst springt er in verschiedene Situationen – in die Vergangenheit, die Gegenwart und eine mögliche Zukunft. Figuren, die nah und die fern sind, Distanzen überwinden, die in der Realität nur sehr schwer zu überwinden sind. Sie ringen um Sprache mit sich, für das Erlebte und Miteinander.
Das Ensemble des MAXIM Theaters geht den Fragen nach: Welche Sprache(n) haben Erinnerungen? Worüber schweigt wer und wann wird das Schweigen zu laut? Wann lässt die Sprache neue Wunden aufbrechen? Wann hilft sie, um in der Gegenwart anzukommen?
Unter der Regie von Nele Jahnke und in Zusammenarbeit mit dem Komponisten und Multiinstrumentalisten Hans-Jakob Mühletaler und der Bühnen- und Kostümbildnerin Liv Senn tragen musikalische Elemente, Mehrsprachigkeit und ein spielfreudiges Ensemble zu einer vielschichtigen Theatererfahrung bei.
Daten
22. November 2025 um 19:30 Uhr - SOLD OUT
23. November 2025 um 18:00 Uhr - Ticket hier reservieren
04. Dezember 2025 um 19:30 Uhr - Ticket hier reservieren
05. Dezember 2025 um 19:30 Uhr - Ticket hier reservieren
07. Dezember 2025 um 18:00 Uhr - Ticket hier reservieren
28. Januar 2026 um 19:30 Uhr - Ticket hier reservieren
30. Januar 2026 um 19:30 Uhr - Ticket hier reservieren
01. Februar 2026 um 18:00 Uhr - Ticket hier reservieren
Eintritt 25.-/15.- (ermässigt)
*Falls beim Reservationsprogramm Probleme auftreten, senden Sie uns bitte eine Email an buero@maximtheater.ch
Spiel und Ideen: Umut Dogan, Xus García, Gabi Mengel, Amowie Oreoghene, Manuela Oswald, Viktoriya Panina, Barbara Serfoezoe, Kurt Spiess, Lupita Valverde, Manuel Zuber
Regie: Nele Jahnke
Musikalische Leitung: Hans-Jakob Mühlethaler
Bühne & Kostüme: Liv Senn
Ensemble Coach: Réka Kókai
Regieassistenz: Gaia Arellano Reynoso
Licht: Yahya Hazrouka
Grafik: Emanuele Coco
Produktionsleitung: Claudia Flütsch
Produktionsassistenz: Fränzi Thürer
Projekt Admin: Laura Bellwald-Steiner
Neue Pegasus Medienverlag AG / Theaterverlag und Limmat Verlag, Zürich
Der Arbeitsprozess der aktuellen Theaterproduktion gliedert sich in 3 Phasen: Die erste Phase diente der Recherche und persönlichen Auseinandersetzung. In der zweiten Phase wurde dies durch theatrale Improvisation vertieft und anschliessend in der dritten Phase in Theaterproben zur Aufführung geführt.
Phase I – ENTDECKUNG, RECHERCHE UND INDIVIDUELLES
ERINNERN
Die erste Phase von Fragmente des Erinnerns – eine Literaturadaption von «Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt» – war eine spannende Entdeckungsreise. Gemeinsam mit den Autor:innen Ivna Žic und Usama Al Shahmani las das MAXIM Ensemble den Roman und beschäftigte sich intensiv mit Fragen zu Erinnerung, Gesellschaft und Vergessen. In persönlichen und kollektiven Reflexionen wurden Themen freigelegt, die sowohl inhaltlich als auch emotional als Grundlage für die weitere künstlerische Auseinandersetzung dienten. Ziel war es, Erkenntnisse zu gewinnen und Recherchen durchzuführen, die zu einer späteren Stückvorlage führen kann.
Leitung: Usama Al Shahmani & Ivna Žic
Dauer: 22. Februar – 16. April 2025
Phase II – ATELIER: SZENISCHER RECHERCHENPROZESS, KÜNSTLERISCHES EXPERIMENTIEREN UND AUSPROBIEREN
Im Anschluss an die inhaltliche Recherche vertiefte das Ensemble im ATELIER das Material durch Improvisationen, körperliche Arbeit und gemeinsamen Austausch. Im Fokus stand die Frage, wie Erinnerungen sich physisch manifestieren, Menschen prägen und künstlerisch erfahrbar gemacht werden können. Dabei rückte das szenische Spiel stärker in den Fokus: Die Spieler:innen entwickelten gemeinsam mit der Theaterpädagogin Réka Kókai zentrale Elemente für die Produktion. Diese Phase bildete die Brücke zwischen inhaltlicher und körperlicher Recherche und konkreter Probenarbeit – und bot Raum für aktives Mitgestalten, Ausprobieren und künstlerisches Forschen.
Leitung: Réka Kókai
Daten: 24. April – 07. Juli 2025
Phase III – VON DER RECHERCHE ZUR INSZENIERUNG
In der dritten Phase beginnt die künstlerisch-ästhetische Umsetzung: Aus den Ergebnissen der ersten beiden Phasen entsteht unter der Regie von Nele Jahnke eine Inszenierung auf Grundlage der Stückfassung von Ivna Žic und Usama Al Shahmani.
Auf dieser Basis erarbeiten die Spieler:innen szenische Umsetzungen, in denen Sprache, Spiel und Musik gleichwertige Ausdrucksmittel sind. Die Figurenlandschaft des Stücks wird dabei individuell ausgestaltet – jede Figur entsteht aus dem Zusammenspiel von Text und den persönlichen Ausdrucksmöglichkeiten der Spieler:innen: Körper, Stimme, Bewegung, Präsenz. Choreographische Elemente und musikalische Strukturen schärfen die Figuren weiter und verleihen der Inszenierung Rhythmus und emotionale Tiefe.
Leitung:
Nele Jahnke (Regie)
Hans-Jakob Mühlethaler (Musikalische Leitung)
Liv Senn (Bühne/Kostüme)
Daten: 28. August – 21. November 2025
Die Phasen 1 und 2 dieser MAXIM Theater Produktion sind unterstützt durch
